Oberflächenersatz (Mc Minn Prothese)

Beim Oberflächenersatz am Hüftgelenk werden im Gegensatz zur Vollprothese der Schenkelhals und Hüftkopf belassen und der arthrotisch veränderte Hüftkopf lediglich mit einer Metallkappe “überkront“. Am Becken wird eine Hüftpfanne eingesetzt, vergleichbar mit der normaler Vollprothesen.

Der Vorteil des Oberflächenersatzes besteht darin, dass der natürliche Schenkelhals und der Kern des Hüftkopfes erhalten bleiben. Damit wird im Vergleich zur normalen Hüftprothese Knochensubstanz gespart. Außerdem bleiben die natürlich Schenkelhalsgeometrie und Größe des Hüftkopfes erhalten, was dem Patienten ein „natürliches Gefühl“ des ersetzten Hüftgelenkes gibt. Vor allen Dingen aber kann nach Auslockerung eines Oberflächenersatzes als zweiter Schritt eine normale  markraumverankerte Prothese (wie sie bisher der“erste Schritt” war) eingesetzt werden. Damit gewinnen insbesondere junge Patienten eine ganze Runde in dem Wettrennen zwischen Prothesenauslockerung und Einsatz immer aufwändigerer Wechselprothesen.

Der Einsatz eines Oberflächenersatzes am Hüftgelenk wurde in den letzten Jahrzehnten bereits mehrfach versucht. Damals wurden jedoch immer schlechte Ergebnisse erzielt. Grund hierfür waren der exzessive Abrieb durch Verwendung von Oberflächen aus Kunststoff und die unsichere Positionierung der Implantate. Deswegen besteht bis heute eine erhebliche Skepsis gegenüber dem Comeback dieses Prinzips.

Die Oberflächenersatzprothesen neuerer Generationen bestehen in allen Teilen aus Metall, wodurch deutlich weniger Abrieb und vor allem kein Kunststoffabrieb entsteht. Es findet auch bei diesen Prothesen ein Abrieb statt, dieser führt aber normalerweise nicht zu einer Zerstörung des Implantates oder zu einer Knochenzerstörung mit Lockerung.

Weiterhin wurden Instrumente und Systemverbesserungen eingeführt, die eine konstante und exakte Positionierung der Prothesenkomponenten ermöglichen. Die Orthopädie Lippstadt – Erwitte war eine der ersten Abteilungen weltweit, die Navigationssysteme zur exakten Positionierung des Oberflächenersatzes einführte. Es ist heute bewiesen, dass eine genaue Positionierung der Komponenten der Schlüssel zur guten Funktion und Haltbarkeit dieses Prothesentyps ist. Wir führen daher bis heute jede Implantatation eines Hüft – Oberflächenersatzes mit Hilfe und unter Kontrolle eines Navigationssytemes durch.

Derek Mc. Minn selbst wendet das System seit 1991 an (kleine Veränderungen am Implantat 1996). In Großbritannien wurden vom aktuellen Typ über 6000 Implantate eingesetzt mit einer bisherigen Revisionsrate von 0,82%, weltweit bis heute über 30.000 Implantate mit einer Revisionsrate von unter 1% (nur BHR).

Ein besonderes Augenmerk gilt den Ergebnissen bei jungen Patienten unter 55 Jahren, welche bei seriösen Studien mit normalen, markraumverankerten Endoprothesen (schwedisches Prothesenregister) besonders schlecht abschnitten (81 % Überlebensrate der Prothesen nach 10 Jahren). Hier zeigt der BHR Oberflächenersatz sogar eine bessere Überlebensrate im Vergleich zu den Totalprothesen des schwedischen Registers.

In letzter Zeit sind Metall – Metallprothesen durch schlechte Ergebnisse in Registeruntersuchungen und Rückrufe in die Kritik geraten. Hier ist genau zu differenzieren: es handelte sich bei diesen Vorfällen entweder um „Nachahmerprodukte“ beim Oberflächenersatz oder um herkömmliche Schaftprothesen, denen man Großköpfe aus Metall aufgesetzt hatte. In der Orthopädie Lippstadt – Erwitte wurde stets nur der Oberflächenersatz des Originalsystems (BHR) verwendet, der bis heute weltweit gute Ergebnisse zeigt. Wir bieten daher dieses Verfahren weiterhin in geeigneten Fällen an.

In der Orthopädie Lippstadt – Erwitte wird die McMinn-Prothese (BHR-System) seit September 2002 angewandt. Es wurden bisher über 600 Prothesen eingesetzt. Nach unseren Beobachtungen sind Patienten mit einem BHR-Oberflachenersatz schneller zu mobilisieren als nach normalen Prothesen und können das ersetzte Gelenk früher und intensiver belasten, z.B. auch im beruflichen Bereich.

Die Prothese darf in der Regel nach der Operation sofort belastet werden, in Ausnahmefällen muss eine Entlastung von 6 Wochen eingehalten werden.

Zusammenfassung der Vor- und Nachteile des Oberflächenersatzsystems:

Vorteile:

  • Knochensparende Operationstechnik, bei Auslockerung des Systems Wechsel zu einer „normalen“ Primärprothese möglich .
  • Erhalt der natürlichen Hüftgeometrie mit großem Hüftkopf, daher „natürliches“ Gefühl der operierten Hüfte.
  • Weniger Probleme mit Beinlängendifferenzen.

 

Nachteile:

  • Noch keine Langzeiterfahrung über 20 Jahre.
  • Deutlich messbarer Anstieg der Blutspiegel von Chrom und Kobalt (Bestandteile der Prothese) etwa auf das zehnfache des Normalwertes. Aber: Keine bekannten Nachteile dieser Veränderung (insbesondere: Keine nachweisbare Auslösung bösartiger Erkrankungen,). Langjährige Erfahrung mit Metall -Metall-Prothesen herkömmlicher Bauart in verschiedenen Ländern weltweit.
  • Deutliche Probleme mit Metallabrieb („Pseudotumor“) bei ungünstiger Positionierung oder Unverträglichkeit
  • Risiko der Schenkelhalsfraktur, zumeist im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der Operation.

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© T. Hess 2013